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Das Reservoir nimmt Form an

(bez) In dieser Nacht habe ich zum ersten Mal den Reissverschluss meines Sommerschlafsacks geschlossen, da es am Abend schon kühl war. Die Arbeiten begannen wieder beim Reservoir. Heute müssen alle Armierungseisen der Seitenwand angebracht werden. Dies sind 1116 Kreuzungspunkte die mit Draht fixiert werden müssen. David musste immer wieder intervenieren weil auf dem Platz niemand versteht dass die Eisen immer gleich lang sein müssen damit das runde Reservoir nicht wie eine Banane aussieht oder wie ein Kegel. David musste mal kurz weg und als er zurück kam ging die Wand oben immer mehr auseinander. Sie mussten 186 Verbindungen wieder lösen. Sie wollten aber nicht. David sagte ihnen nur, wenn ich hochkomme und dies sehe müssen sie noch mehr öffnen 😉. So öffneten sie alle Verbindungen und passten den Kreis entsprechend an. Vor allem ein Mitarbeiter ist sehr resistent gegen Informationen die er noch nie gehört hat. Die jüngeren würden dies noch verstehen, können sich aber nicht durchsetzen. Ich ging vor dem Mittag mit fünf Arbeitern zum Pumpenhaus runter um noch die zwei letzten Säulen zu betonieren und sonst noch kleinere Arbeiten zu erledigen. Nach einem kleinen Tagestrunk (Palmwein) bereitete ich mich an der Quelle für das tägliche Wasserfiltern vor. Schon kam ein junger Arbeiter und fragte mich ob er pumpen darf. Ich war sehr froh, da ja das Pumpen doch recht anstrengend ist. Hoch bin ich alleine gelaufen. Ich geniesse es so sehr, da ich den Geräuschen zuhören kann. Es ist hier aber nicht eine grosse Geräuschkulisse wie ich sie im Dschungel von Malaysia erlebt habe vor 34 Jahren. Oben war ich dann noch 2 Stunden beim Reservoir. Zusammen mit David mussten wir immer noch viel intervenieren und informieren. Wir werden die wichtigsten Personen nochmals Schulen müssen.
Vom 1. August haben wir nichts gemerkt, es war ein harter Arbeitstag. Das späte z’Vieri (Süssgetränk mit Focaccia) und das Nachtessen mit Risotto und Pilzen erinnerten uns an unser Zuhause.
Soeben habe ich noch erfahren, dass der Lastwagen mit den Röhren erst morgen KIN verlassen kann. Er ist beladen und bereit für die Abfahrt. Er konnte heute nicht abfahren da die Ausfahrtsstrassen gesperrt waren, weil der Oppositionsführer Bemba nach 11 Jahren zurück kam. Die Ebola ist wieder im Kongo ausgebrochen. Diesmal ist sie ganz am anderen Ende (ca. 2000 km) von uns ausgebrochen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Helmut Reith (Freitag, 03 August 2018 10:24)

    3. August 2018 Ihr Lieben, lieber Bernhard!
    Danke für dein Mail! Zuallererst möchte ich heute eure afrikanischen Mitarbeiter herzlich grüßen. Da ist vornedran Stefan Kabongo. Ich gratuliere euch, dass er als Rep. Legal seinen Wohnsitz in K.-Lunda für eine Zeit verlässt und euch beisteht. Wir denken gerne an die Zeit in Kazembe, wo wir nach Feierabend miteinander Volleyball gespielt haben. Er war Lehrer an der Sek.-Schule. Ich nehme stark an, dass er diese Art von Pfr. Mfumuwey als „Mfumu-Kuluntu“ abgeschaut hat. Der ging bei jedem Salongo (von Mobutu staatl. Angeordneter Dienst für die Allgemeinheit). Als wir 1972 die neue Straße oder 1978 die Flugpiste gebaut haben, war Mfumuwey immer vornedran. Wir grüßen Stefan Kabongo und die anderen alle.
    Gestern war für mich ein interessanter Tag. Ich will euch daran teilhaben lassen. Er begann mit einer kleinen Panne: ich habe meinen Brief an euch nicht noch einmal wegen Schreibfehler durchgelesen (der Labtop spinnt,) sondern das Mail abgeschickt. Das tut mir leid. Entschuldigt bitte! Ich hatte nur den einen Gedanken: Hoffentlich kann David bald wieder ordentlich auftreten und mitarbeiten. Gott sei Dank, kannst Du das wieder!
    Ein uns befreundetes Ehepaar rief uns gestern wegen einer privaten Sache an. Da ich wusste, dass er Maurerpolier war, kamen wir bald einmal auf Eure Arbeit zu sprechen. Ich erzählte ihm von den 1116 Drahtverbindungen, die ihr gestern auf der Tagesliste hattet, von der Lässigkeit afrikanischer Arbeiter, die das nicht so genau nehmen, weil sie auch unsere europäische Genauigkeit nicht nachvollziehen können. Dazu kommt das Mischen des Betons mit ebenso großer Sorgfalt und das Einfüllen in die Verschalung. Ich erzählte ihm auch, dass der LKW mit der Pumpe noch in Kinshasa ist und wahrscheinlich am Samstag abfährt und dass man im Kwango nie weiß, ob und wann so ein bestellter Transport ankommt. Ich erzählte ihm weiter, dass ihr Ende August wieder heimfliegen wollt, zuvor aber die Pumpe zum Laufen bringen wollt.
    Es wurde immer stiller am anderen Ende der Leitung und er meinte schließlich, dass das zeitlich nicht klappen würde, da der Beton während drei Monaten abbinden muss. So kennt er es aus seiner Arbeit. Ich war verunsichert und rief anschließend Jacques Frey an. Er sagte nur kurz und bündig, dass das stimme: 3 Monate, so kennt er es auch. Mir fiel mein Scherz vom 1. August ein, dass ihr wohl Weihnachten heimkommen würdet. Mir blieb nur der ein Gedanke, was du uns kurz vor unserer Abreise gesagt hast, dass ihr eventuell noch ein weiteres Mal nach Afrika einplant, falls es zeitlich nicht klappen würde.
    Lieber Bernhard, ich weiß, dass du dich mit größter Sorgfalt und Hingabe vorbereitet hast. Ich möchte dir mit meinen Bedenken nicht zu nahekommen oder zur Last fallen, denn ich mit auf dem Gebiet Laie. Ich weiß aber auch, dass Du meine Gedanken verstehst, weil ich seit 1963 die Projekte der Kwangomission mitverfolge, und beim LKW-Transtort für die Schule in Zhina beinahe mein Leben verlor mit Sekundenschlaf vor Übermüdung. Keiner der vielen Lehrsäle in Zhina hielt länger als 10 Jahre stand, weil man schlichtweg den Betonring vergaß anzubringen. Dazu waren meiner Meinung auch die Fundamente nicht dem weichen Sandboden entsprechend stark. Die Missionare waren schlichtweg überfordert. So konnte auch keins der beiden Wasserprojekte funktionierten, 1964 in Zhina nicht und auch nicht 1987 in Kishiama .
    In meiner Neugierde habe ich noch Google unter „Aushärtungsvorgang von Beton“ abgefragt. Der Beitrag ist sehr lang und relativiert die ganze Sache ein wenig. Euer Blog verweigert das Senden. So musst Du selber nachschauen...

    "Damit hat es folgendes auf sich: Der Aushärtungsvorgang von Beton ist nie abgeschlossen, auch nach 100 Jahren nicht. Dahinter steht ein grundsätzlicher naturwissenschaftlicher Sachverhalt, dessen Erklärung hier zu weit führt.
    Woher die 28 Tage kommen ist wohl nicht eindeutig geklärt. Es wird aber verständlich, wenn man geschichtlich zurückblickt in die Zeit, als es noch keine Messverfahren gab, wie wir sie heute kennen. Möglicherweise hatte der Wochenrhythmus auf Baustellen eine besondere Bedeutung, und 28 Tage wären dann erstens genau 4 Wochen, und zweitens eine gefühlte sinnvolle Zeitdauer, in der Beton nach intuitivem Ermessen oder nach gemachten Erfahrungen als hinreichend ausgehärtet angesehen worden ist......."

    Ich grüße herzlich, wir beten weiter für euch und eure Arbeit und wünschen frohes Gelingen.
    Helmut